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Das war ein längerer Prozess. Mein Sohn Georg, der mittlerweile 25 Jahre alt ist und hier im Unternehmen einmal in meine Fussstapfen treten wird, kam schon vor einer ganzen Weile zum ersten Mal auf mich zu und meinte: «Papa, alle meine Kumpels trinken helles Bier. Wieso haben wir eigentlich kein helles Schneider?» Dazu muss man wissen, dass Weissbier obergärig gebraut wird. Mal eben auf ein – untergäriges – Helles umzustellen, ist für uns gar nicht so einfach. Aber mein Sohn gab nicht so schnell Ruhe, und als er das Thema strategisch clever bei einem Familienfest wieder ins Spiel brachte, sprang mein Vater darauf an. Er erinnerte uns daran, dass Schneider bis vor ungefähr vierzig Jahren untergäriges Bier braute. Mehr noch: Als akribischer Sammler und Dokumentierer hatte er sogar die Rezepte dazu.
Definitiv, ein sehr lustvolles Drei-Generationen-Projekt. Es macht mich schon glücklich, dass mein Vater mit seinen 93 Jahren geistig so frisch ist, das er uns ermutigt, neue Wege zu gehen. Was manchmal eben auch heissen kann, auf ganz alte Dinge zurückzugreifen. Das Leben verläuft in Wellen. Was heute modern ist, kommt morgen aus der Mode und erlebt übermorgen ein Revival. Man muss immer flexibel bleiben – mit dieser Weisheit hat mein Vater in seinem hohen Alter uns motiviert.
Wir holten unseren obersten Braumeister Hans-Peter Drexler an Bord und brauten die originale Rezeptur exakt nach. Schnell war uns klar, dass wir uns zwar auf dem richtigen Weg befanden, das Bier aber sozusagen in unsere Zeit bringen mussten. Die Menschen möchten heute ein höher vergorenes, schlankeres und einfach eleganteres Helles als früher.
Wir lösten uns vom ganz klassischen Hellen mit seinem leicht süsslichen Charakter, und entschieden uns eben für ein helles Landbier mit einer fruchtig-frischen Hopfennote. Wir sind in der Hallertau zuhause, einem der wichtigsten Hopfenanbaugebiete der Welt, da liegt das auf der Hand. Wohlgemerkt: immer dezent! Wir sprechen nicht von den «Hopfenhämmern», wie man sie in der Craft-Beer-Ecke häufig findet, sondern von einem Bier mit einer hohen Drinkability. Der Alkoholgehalt ist mit knapp unter 5 % relativ niedrig, trotzdem hat das Bier einen angenehmen Antrunk und einen schönen, weichen Körper. Es passt als «Belohungshalbe» nach dem Rasenmähen ebenso wie als Begleitung zu einer deftigen Brotzeit oder einer feinen Forelle.
Ich trinke das Helle Landbier aus dem klassischen bayerischen Bierbecher, dem sogenannten Willibecher. Mit seiner beinahe komplett zylindrischen Form unterstützt dieses Glas die Eigenschaften des Hellen Landbiers perfekt, weil das Aroma und der Geschmack sehr gleichmässig ankommen, vom ersten bis zum letzten Schluck. Man kann das Landbier aber auch sehr gut direkt aus der Flasche trinken, zum Beispiel im heimischen Garten.
Das Schöne ist doch, dass es ein solches Bekenntnis gar nicht braucht. Bier umfasst eine enorme Bandbreite, das macht unseren Beruf so spannend. Auf der einen Seite haben wir sehr komplexe Biere, auf der anderen Seite relativ «einfache» und schlanke Biere, die unkompliziert zu trinken sind und bei denen man sich nicht bewusst auf den Geschmack konzentrieren muss. Gerade deren Herstellung ist eine hohe Kunst, sie verzeihen keinerlei Braufehler, weil man nichts mit zusätzlichen Tricks kaschieren kann. Aber natürlich hat die Craft-Beer-Bewegung viel verändert. Plötzlich fassten Braumeister den Mut, Neues zu versuchen und auszuloten, in welchem Spektrum Bier stattfinden kann. Viele Menschen erkannten dadurch erst, dass Bier eine Genusswelt eröffnet, die ihresgleichen sucht. Genau das macht die Lust an unserer Arbeit aus.
Schaumer mal. Jetzt wollen wir erst einmal ganz bescheiden den Launch des Hellen Landbiers durchziehen, daran arbeiten wir sehr intensiv. Es gehört ja auch zu unserer Aufgabe, unsere Abnehmer in der Gastronomie und im Handel zu unterstützen. Doch wenn mein Vater, mein Sohn und ich bei einem Hellen Landbier zusammensitzen, wird das sicher mal ein Thema werden.
Im Prinzip nein. Aber gleichzeitig eben doch. Was sind denn unsere Alternativen? Es bringt ja nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Jede Zeit hat ihre Herausforderungen und wir wissen alle nicht, wie es weitergeht. Jedenfalls kenne ich niemanden mit einer funktionierenden Kristallkugel. Wenn Sie mir Ende 2019 gesagt hätten, was auf uns zukommt, hätte ich Ihnen übermässigen Konsum schlechter Science-Fiction-Romane unterstellt. Nichtsdestotrotz ist es die Aufgabe des Unternehmers, etwas zu unternehmen. Wir müssen nach vorne blicken; gerade wer sich mit Genussprodukten befasst, erwartet das von einer Marke. Es gibt auch jetzt Lichtblicke und man kann aus jeder Situation etwas machen.